Presseinformation

„mes amis, mes amies“ – Künstlersammlung Saskia Niehaus im Atelier Dorrit Nebe

Eröffnung: Samstag 1.5.2010, 16 - 20 Uhr, zur Eröffnung spricht Saskia Niehaus

Ausstellungsdauer: 1.5. – 9.5.2010, Öffnungszeiten: täglich 16 - 20 Uhr

Saskia Niehaus zeigt aus ihrer Sammlung Werke folgender Künstler:

Heike Kati Barath, Matthias Beckmann, Sonja Alhäuser,Monika Bartholome,Dorothee Joachim,Christine Rokahr,Judith Samen,Christoph Inderwiesen,Ira Marom,Benedikt Muer,Irmela Jung,Claudia Dapper,Dorrit Nebe,Christoph Peters, Morten Skovgaard Danielsen,Johanna Schwarz,Suse Wiegand,Andre Philip Lemke,Armin Böhm

Das Sammeln als Topos wird oft in der zeitgenössischen Kunst aufgegriffen, wobei das Kategorisieren, Organisieren und damit das zu eigen Machen eines Sujets durch den Menschen auch kritisch beleuchtet wird. Im Fall der von Dorrit Nebe ausgesuchten Sammlungen handelt es sich nicht in erster Linie um systematisch angelegte Kunstsammlungen sondern um lebensweltliche Zeugnisse der partizipierenden KünstlerInnen. Diese zeigen Arbeiten von Kunstschaffenden, mit denen sie Freundschaften oder unterschiedliche künstlerische Beziehungen verbinden. Durch die Auswahl für die Ausstellung aber auch durch die An-Sammlung ergeben sich neben zufälligen Aspekten durchaus auch gewollte Zusammenhänge. Zur Eröffnung der Ausstellungsreihe zeigt Dorrit Nebe die Sammlung der Kölner Künstlerin Saskia Niehaus (*1968 in Essen). Die Sammlung umfasst Zeichnung, Graphik, Skulptur, Malerei, Collagen, Objekte, Fotografien und eine Partitur. Auch Künstlerpostkarten, T-Shirts und Ausstellungskataloge mit Widmungen zeugen von den Freundschaften und Anerkennungen der KünstlerInnen. Die gezeigten Arbeiten lassen einen erweiterten Blick zu auf die Künstler-Persönlichkeit von Saskia Niehaus, ihre Atelier- und Wohnsituation und wichtige Stationen ihres schöpferischen Wegs.

Neben den Arbeiten der ausgewählten KünstlerInnen zeigt Saskia Niehaus auch Werke von Familienmitgliedern. So beschäftigt sie sich mit ihrer Sozialisierung als Künstlerin und dem frühen kreativen Austausch in der Familie. Das Panorama beginnt mit den handwerklichen Arbeiten der Großmutter (Maria Kaindl) und reicht von gemeinsamen Zeichnungen oder einzelnen Arbeiten von Mutter, Vater, Kind (Lisa Niehaus-Kaindl, Jochen Niehaus, Saskia Niehaus) über das gestalterische Schaffen der Geschwister (Judith und Daniel Niehaus) bis zur Kinderzeichnung der Nichte Larissa Ehmke.

Teils begründen sich die KünstlerInnenfreundschaften auf ihrem Studium an der Kunstakademie Münster. Hier hat Saskia Niehaus Gleichgesinnte getroffen, die sie bis heute begleiten (Johanna Schwarz, Benedikt Muer, Claudia Dapper ,Irmela Jung, Christine Rokahr u.a.). Wichtige Kontakte zu KollegInnen auch aus den Bereichen Literatur und Musik ergaben sich durch Stipendien-Aufenthalte so im Künstlerdorf Schöppingen 1996 (Christoph Peters, Suse Wiegand, Matthias Beckmann u. a.), auf Schloss Ringenberg 1999 (Sonja Alhäuser, Heike Kati Barath u. a.) oder auch in der Casa Baldi in Italien 2004. Eine intensive Zeit des gemeinsamen Lebens und Arbeitens zeichnen diese Aufenthalte aus und sie bieten Möglichkeiten des offenen Austausches. Ähnlich in Atelier- und Lebensgemeinschaften, in denen Saskia Niehaus aktiv ist und war (Ivo Weber, Claudia R Picht – Atelier in Deutz; Herm-Jörg Barner, Dorothee Joachim, Christoph Inderwiesen – neues kunstforum köln). Ganz klassisch kann man sich natürlich auch bei gemeinsamen Ausstellungsprojekten begegnen, so im Fall von Monika Bartholomé. Über Freunde lernt man andere Menschen kennen und diese können im Fall von KünstlerInnen eben KollegInnen sein (Ira Marom). Das ist eigentlich wie in anderen Berufsgruppen auch, wobei sich die Intensität und die Besonderheit solcher Begegnungen und Beziehungen gerade in den KünstlerInnensammlungen spiegeln.

Die Arbeiten kamen teilweise durch Tausch in den Besitz der Künstlerin. Oder es handelt sich um Geschenke, die man sich unter Freunden macht und die Ausdruck einer besonderen menschlichen und künstlerischen Nähe sind. In einigen wenigen Fällen wurden die Arbeiten käuflich erworben und sind somit bewusst gewählt. Dies gilt auch für die getauschten Objekte, die die KünstlerInnen im gegenseitigen Einverständnis auswählen.

Die Geschenke eröffnen meist den intimsten Blick auf die Freundschaften, so eine Arbeit der in Berlin lebenden Künstlerin Heike Kati Barath, die diese immer an Saskia erinnerte. In der Lebenswelt von Saskia Niehaus hängt sie in deren Schlafzimmer. Die Verletzlichkeit der dargestellten Mädchen-Frauengestalt wird konterkariert durch den kräftigen Farbauftrag. Das Changieren zwischen geradezu niedlichen scheinenden Sujets, die gleichzeitig in ihrer Präsenz und in ihrem Ausdruck verstören können, findet sich oft in den Arbeiten Baraths.

Geschenkt oder getauscht wurden auch Portraits, die die Künstlerin zeigen. Diese ermöglichen einen weiteren Blick auf die Beziehung zwischen den FreundInnen. Frühe Portraits finden sich in den Arbeiten Irmela Jungs, ein aktuelles in der Arbeit auf Beton von Ira Marom.

Geschenkt, getauscht aber auch käuflich erworben hat Saskia Niehaus Arbeiten von André Philip Lemke. Seine Wundertüten, kuriosen Sammlungsobjekte und ephemere Manifestationen sind Ausdruck eines spontanen Esprits, einer Lebensfülle, die gleichsam ironisch kommentiert werden. Hierin treffen sich die sonst recht divergierender kreativen Ansätze der Künstlerfreunde und das über den Tod von André Philip Lemke hinaus.

Arbeiten der in Münster wirkenden Künstlerin Christine Rokahr begleiten Saskia Niehaus seit nunmehr 20 Jahren. Gemeinsame Ausstellungsprojekte und Aktionen spiegeln den besonderen Austausch der beiden Künstlerinnen.

Die Sammlung umfasst nicht alle künstlerischen Beziehungen und Freundschaften von Saskia Niehaus. Manchmal ist es eben trotz intensivem Kontakt und hoher künstlerischer Affinität zu keinem Austausch von Kunst gekommen. Bei den ausgestellten Objekten von Sonja Alhäuser handelt es sich mehr um Aufmerksamkeiten und Freundschaftsbekundungen als um Arbeiten im eigentlichen Sinne. Doch gerade auch diese zeugen von den alltäglichen Kontakten und den freundschaftlichen Beziehungen, die mit der Kunst verwoben sind aber auch weit über diese hinausreichen.


Text: Dr. Katja Lambert

In der Sammlung von Saskia Niehaus befinden sich u.a. Werke von:

Heike Kati Barath
Ivo Weber
Andrea Theis
Luzia Maria Derks
Claudia R Picht
Sonja Alhäuser
Monika Bartholome
Dorothee Joachim
Christine Rokahr
Judith Samen
Christoph Inderwiesen
Ira Marom
Benedikt Muer
Irmela Jung
Claudia Dapper
Dorrit Nebe
Christoph Peters
Morten Skovgaard Danielsen
Johanna Schwarz
Suse Wiegand
Andre Philip Lemke
Armin Böhm
Herm Jörg Barner
Matthias Beckmann
Rowena Dring
Sonia Knopp
Doris Kastner

und Familie: Lisa Niehaus-Kaindl, Maria Kaindl, Lisa Niehaus-Kaindl, Jochen
Niehaus, Judith Niehaus, Daniel Niehaus, Larissa Ehmke